Schon jetzt im zeitigen frühjahr lässt sich die pflanzliche vielfalt anhand der bunten tupfer im unterwuchs erahnen
Kampagne „Biodiversitätsregion Frankfurt/Rhein-Main“ Leitung: Prof. Dr. Rüdiger Wittig Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Abt. Ökologie und Geobotanik Siesmayerstr. 70
Aufblühen im Frühlingswald Märzenbecher & Co. zeigen jetzt ihre volle Pracht
Es ist so weit: Nachdem die Vögel bereits Mitte Januar Frühlingsgefühle bekommen haben und anfingen, ihr fröhliches Balzlied zu trällern, erregen jetzt die Pflanzen Aufsehen: Frühblüher sorgen allerorts für ein buntes Farbenspiel – Schneeglöckchen, Märzenbecher, bald auch Buschwindröschen, Scharbockskraut und
Lerchensporn – sie alle erfreuen nun nach dem langen Wintergrau unser Auge. Die Frühblüher haben eine lebenswichtige Funktion für die Lebensgemeinschaften: Zahlreichen Insektenarten bieten sie in der sonst noch kahlen Landschaft eine erste Nahrungsquelle. Und von den Insekten wiederum ernähren sich viele Vogelarten. Frühblüher nehmen darum eine Schlüsselfunktion
in den Nahrungsnetzen ihrer Lebensräume ein. Märzenbecher - Vorbote des Frühlings Der Märzenbecher (Leucojum vernum), auch Frühlingsknotenblume genannt, gehört zur Familie
der Amaryllisgewächse und blüht im Gegensatz zu
Plakat der BioFrankfurt-Kampagne im Monat Februar
Sommerknotenblume (Leucojum aestivum) von
Februar bis März (Sommerknotenblume erst im April). Damit ist er eine der ersten Pflanzen, die bei uns in Mitteleuropa im Frühjahr ihre Blüten öffnen. Im Gegensatz zur Sommerknotenblume zeigt der Märzenbecher pro Trieb meist nur eine Blüte (Sommerknotenblume: 3 bis 7). Vom Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) ist er leicht zu unterscheiden, denn er hat gleich lange Blütenblätter mit gelbgrünem Fleck vor der Spitze.
Beim Schneeglöckchen sind die inneren Blütenblätter kürzer. Sein Grün zieht der Märzenbecher im Mai wieder ein.
Leucojum vernum kommt auf ausreichend feuchten, nährstoffreichen (humusreichen) Böden im (hellen) Halbschatten von Laubmischwäldern, Gebüschen, Wiesen und Flussufern vor. Die Art ist in ihrem Bestand gefährdet und steht darum unter Naturschutz. Wie die meisten Frühlings-Geophyten ist der Märzenbecher giftig, damit ihn die Tiere nicht als willkommenes erstes Grün des Jahres gleich verspeisen. Einige Tierarten nutzen ihn dennoch, allerdings ohne ihn zu zerstören. Denn ein besonders süßes Produkt des Märzenbechers ist nicht giftig: Sein Nektar. Bei Insekten, z.B. Hummeln steht er damit
hoch im Kurs. Der Duft, mit dem die Märzenbecher die Insekten anlocken, wird auch von den meisten Menschen als betörend empfunden.
Ein häufiger, zur gleichen Zeit blühender Begleiter des
Märzenbechers ist der gelb blühende Winterling (Eranthis hyemalis). Im zeitigen Frühjahr werden Märzenbecher und Winterling in der Blüte von anderen Frühblühern abgelöst. Besonders schön sind dann Spaziergänge in den Auwaldresten der Nidda, z.B. im Ginnheimer Wäldchen am Ostende des Volksparks Niddatal oder im Biegwald neben der Postsiedlung in Frankfurt-Rödelheim. Der Hohle Lerchensporn
(Corydalis cava) färbt den Unterwuchs der ehemaligen
Märzenbecher blühen schon im
Überschwemmungswälder purpur. Wie ein Meer aus
übergroßen Schneeflocken wirken die Teppiche der
giftigen Wald-Anemone (Anemone nemorosa), im Volksmund besser unter dem Namen Busch-
Windröschen bekannt, die an schattigen, feuchten Standorten mit weniger Nährstoffen die Oberhand über den Lerchensporn gewinnt. Nicht jeder Frühblüher ist so giftig wie Märzenbecher, Busch-Windröschen, Schneeglöckchen oder Aronstab. Inzwischen hat fast jeder schon einmal Speisen mit Bärlauch (Allium ursinum) gegessen, einem Verwandten des Knoblauchs. Besonders gut schmecken seine frischen Blätter in Butter oder Quark. Von giftigen Maiglöckchen-Blättern
ist der Bärlauch durch seinen Knoblauch-Geruch bestens zu unterscheiden. Ernten sollte man ihn generell nur dort, wo er in großen Beständen vorhanden ist, und nur außerhalb von Schutzgebieten. Von der Blattrosette sollte man mindestens zwei
Drittel stehen lassen, damit die Pflanze die Zeit bis zum nächsten Jahr übersteht.
Die meisten Frühblüher gehören zur Lebensform der so
Buschwindröschen-
genannten Geophyten. Der Begriff bezeichnet mehrjährige,
Teppich mit Lerchen- sporn-Tupfern im Ginnheimer Wäldchen
Speicherorgane können Zwiebeln (wie beim
Bärlauch), Knollen (wie beim Scharbockskraut) oder unterirdische Spross-Fortläufer, so genannte Rhizome (wie beim Buschwindröschen) sein. Frühblüher sind also hoch spezialisierte, ökologisch außerordentlich wertvolle Pflanzen, die entscheidend zur reichhaltigen biologischen
Vielfalt von Wäldern und Flussniederungen
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum); Insek- ten, die vom Aasgeruch angelockt wurden, wer- Weitere Hintergründe zu den über 1.400 den im Inneren der Blüte Pflanzenarten im Rhein-Main-Gebiet gefangen gehalten, bis Bärlauch (Allium ursinum) unter: www.biofrankfurt.de - Kampagne diese bestäubt ist. im Bad Vilbeler Wald „Biodiversitätsregion Frankfurt/Rhein- Main“.
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