Microsoft word - eigentlich nicht überraschend pj 12 09 ii.doc
Die 39-jährige Roberta ist wieder schwanger und freut sich auf ihr Kind. Die erste Schwangerschaft
vor 4 Jahren endete nach 14 Wochen mit einer Fehlgeburt; die Ursache hierfür konnte nicht geklärt
werden. Jetzt ist sie in der 32. Schwangerschaftswoche, bisher waren die Ergebnisse der
Vorsorgeuntersuchungen immer unauffällig, auch bei der letzten Ultraschalluntersuchung.
Seit zwei Tagen hat sie jetzt tief sitzende Rückenschmerzen, die recht abrupt begannen und jetzt
konstant sind; Roberta geht zu ihrem Frauenarzt.
Bereits bei der ersten Vorsorgeuntersuchung war der HK niedrig; auch bei den weiterem
Vorsorgebestimmungen lag eine Anämie vor, die mit etwa 9 g/dl selbst für eine Schwangerschaft
grenzwertig war. Vor 5 Wochen, in der 27. SSW, war Roberta's Blutdruck mit 175/115 mm Hg zu
hoch. Der Gynäkologe verschrieb Methyldopa, womit der RR zufriedenstellend einstellbar war.
Daneben nimmt sie Multivitamintabletten. Roberta raucht nicht; bis zur Schwangerschaft hat sie
gelegentlich etwas Wein getrunken, was sie derzeit aber auch nicht tut. Vor vier Jahren hatte sie
kolikartige Bauchschmerzen. Der sonographisch festgestellte Ureterstein ging spontan ab, eine
abklärende Diagnostik wurde damals nicht durchgeführt.
Familienanamnestisch ist ein D. mellitus II bei beiden Eltern, sowie beim Großvater väterlicherseits
erwähnenswert. Ihr Vater (67 Jahre) hat Prostata-Ca, zwei Tanten väterlicherseits haben Mamma-
Der Gynäkologe fragt nach Fieber, Schüttelfrost, Häufigkeit von und Schmerzen beim
Wasserlassen, nach vaginalem Ausfluss oder Blutungen – alles wird verneint. Nachdem Wehen
ausgeschlossen worden sind, empfiehlt er Bettruhe und gegen die Schmerzen Paracetamol. Sollten
sich die Schmerzen nicht bessern oder verschlimmern, soll Roberta sich melden.
Am nächsten Tag ist Roberta wieder in der Praxis – die Schmerzen, die jetzt im mittleren und
unteren Rückenbereich lokalisiert sind, haben zugenommen, und sind auch im oberen Abdomen
spürbar. Am Morgen hat sie erbrochen, zum ersten Male nach der Emesis gravidarum im ersten
Trimenon. Bei der kursorischen Untersuchung hat sie kein Fieber, sie verneint Schüttelfrost,
Schwitzen, Änderungen des Urinierens oder des Stuhlganges, oder vaginalen Ausfluss bzw,
Blutungen. Auch Kopfschmerzen werden verneint. Der Gynäkologe überweist Roberta in das
In der Ambulanz der frauenheilkundlichen Abteilung werden die Schmerzen wieder angegeben als
gleichartig, und langsam zunehmend in der Intensität. Der Puls ist 95/min, der Blutdruck 159 / 91
mm Hg und die Temperatur 36,6°C. Die abdominale Untersuchung ist weitgehend unauffällig, der
Uterus reicht bis 4 Querfinger an den Rippenbogen heran. Bei der Palpation findet sich keine
Abwehrspannung, keine sonstigen tastbaren Raumforderungen. Die Leber hat 7 cm Durchmesser in
der rechten MCL, die Milz ist nicht tastbar.
Weitere Untersuchungen sind zur Abklärung erforderlich.
Im Labor finden sich die folgenden Werte (Normalwerte Erwachsene):
HK 29,7% Thrombozyten 275 000/µl Leukozyten 11 700/µl Na 135 mmol/l K 4,3 mmol/l (3,5 – 5.5 mmol/l) Cl 105 mmol/l (98 – 108 mmol/l) Bikarbonat 21 mmol/l (22 – 26 mmol/l) Kreatinin 0,7 mg/dl Glukose 70 mg/dl Ca 2,8 mmol/l (2,2 – 2,6) Albumin 3,4 g/dl (3,6 – 4,6) GPT 18 U/L (7 – 40) GOP 45 U/l (6 – 40) aP 159 U/l (27 – 110) Bilirubin 0,3 mg/dl (0,3 – 1,2 mg/dl) Amylase 617 U/l (20 – 70) Lipase 1261 U/l (3 – 60)
Im Abdomen-Sonogramm sind keine Gallensteine oder Nierensteine zu sehen. Die Nieren, Leber
und Gallenblase, sowie die intrahepatischen Gallenwege sind unauffällig. Das Pankreas ist wegen
Gegen die Schmerzen, die trotz Paracetamol bestehen blieben, bekommt Roberta Morphin-Tropfen.
Bei der Übernahme auf die Station ist sie schmerzfrei, aber müde; der Blutdruck ist 126/80 mm Hg,
und die Wiederholung der Aufnahmewerte ergibt:
Roberta wird zur bildgebenden Diagnostik geschickt.
Im MRT des Oberbauches ist das Pankreas deutlich verbreitert, mit streifigen Veränderungen am
Pankreasrand und einem peripankreatischen Ödem. Die Leber und Gallenblase sind unauffällig, die
Mittlerweile kommen auch die Spezialbestimmungen aus dem Labor zurück, die aus der ersten
ionisiertes (freies) Calcium 1,42 mmol/l (1,13 – 1,32 mmol/l) Parathormon 52,6 pg/ml (11 – 80) Therapeutische Maßnahmen werden sofort eingeleitet, sowie weitere klärende Untersuchungen
Über Nacht werden die Schmerzen weiterhin durch Morphin kontrolliert. NaCl-Infusionen werden
angehängt, und vorsichtig Furosemid gegeben. Am nächsten Morgen ist das Calcium auf 2,5
mmol/l gesunken (Normwert für Schwangere im dritten Trimenon 2,2 – 2,35 mmol/l), Phosphat ist
mit 2,3 mg/dl (2,4 – 5,0 mg/dl) leicht erniedrigt. Das PTH ist auf 85,4 pg/ml angestiegen, TSH
beträgt 1,35 mIU/l, 25-Hydroxy-Vitamin D 12 ng/ml (normal 30 – 60), und 1,25-Dihydroxyvitamin
D 96 pg/ml (normal 15 – 75). Die Ergebnisse der Urinausscheidung für Calcium und Phosphat
Alle Laborwerte sind mit einem primären Hyperparathyreoidismus vereinbar. Die Therapie der
Hydrierung mit Diuretika-Gabe wird fortgesetzt, Calcitonin wird nasal verabreicht. Hiermit fällt das
ionisierte Calcium auf 1,32 bis 1,38 mmol/l ab (wiederholte Kontrollen; normal 1,13 – 1,32), auch
die Rückenschmerzen bessern sich deutlich; parallel fallen die hohen Enzymaktivitäten von
Methyldopa wird abgesetzt, und die antihypertensive Medikation auf Labetalol umgesetzt. Die
kindliche Herzfrequenz wird durch tägliche CTG-Untersuchungen, Lage und Aktivität mit
Zur Ursachensuche des primären HPT wird die Schilddrüse geschallt:
Am linken unteren Pol fällt eine hypoechogene Raumforderung von etwa 1 cm Durchmesser auf
(1,1 x 0,9 x 0,7 cm), die einem hyperplastischen oder adenomatösen Epithelkörperchen entspricht.
Die drei anderen Epithelkörperchen sind gerade nachweisbar und unauffällig.
Nach einer Woche ist die Pankreatitis laborchemisch kontrolliert, und das hyperplastische
Epithelkörperchen wird reseziert. Intraoperativ wird aus der V. Jugularis interna unterhalb der
Schilddrüse vor und nach der Resektion eine Blutprobe genommen; der PTH-Wert fällt von 344 auf
Postoperativ erholt Roberta sich schnell. Die Serum-Calciumkonzentration normalisiert sich und
verbleibt unter täglicher Einnahme von 600 mg Calciumcarbonat und 2 x 400 IU Vitamin D3
Da sich der Blutdruck mit Labetalol nicht gut einstellen läßt, verbleibt Roberta stationär. In der 37.
SSW wird die Geburt eingeleitet, nachdem der Blutdruck auf 152 / 104 mm Hg angestiegen ist.
Nach 24 Stunden zeigt sich kein weiterer Geburtsfortschritt, so dass eine Sectio durchgeführt und
Postpartal bleibt ein Hypertonus, der eine Dauermedikation erfordert. Neben dieser Hypertonie sind
Mutter und Tochter aber gesund, das kleine Mädchen entwickelt sich unauffällig.
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