Schwangerschaft bei Erkrankungen des Magen-Darm- Kanals und der Bauchspeicheldrse Schwangerschaft bei Erkrankungen des Magen-Darm-Kanals und der Bauchspeichel-
Voraussetzung fr einen ungestrten Schwanger-
schaftsverlauf und normale Entwicklung des Kindes
ist einmal eine qualitativ und quantitativ ausgewogene
Kost, die den steigenden Kalorienbedarf in der Schwan-
gerschaft deckt, und zum andern eine normale Funk-
tion des Darms. Eine uneingeschrnkte Aufnahme von
Eiwei§, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen, Elektroly-
ten, Spurenelementen und Wasser gewhrleistet das
regelrechte Wachstum des Kindes. Erkrankungen des
Magen- Darm- Kanals, aber auch der Bauchspeichel-
drse (Pankreas), der Leber und Gallenwege knnen
jedoch zu Strungen des Transports, der Verdauung
(Digestion) und der Aufnahme der Nahrungsbestand-
teile durch den Darm (Resorption) fhren und je nach
Schwere des Verlaufs das Kind gefhrden. Im Folgen-
den soll nun speziell auf einige ausgewhlte Erkran-
kungen und Symptome, die in der Schwangerschaft
hufig sind und denen eine besondere Relevanz zu-
1. Refluxkrankheit der Speiserhre
Unter einer Refluxkrankheit versteht man ein klinisches
Bild mit Sodbrennen als Kardinalsymptom, hufig
ausgelst durch den Rckstrom (Reflux) von saurem
Mageninhalt in die Speiserhre. Ursache ist ein Versa-
gen des zwischen Magen und Speiserhre gelegenen
muskulren Verschlu§ventils. Sodbrennen ist ein hu-
figes Symptom, etwa ein Drittel der Bevlkerung in
Deutschland klagt im Verlauf eines Jahres ber derar-
tige vom Oberbauch bis in den Rachen aufsteigende
brennende Mi§empfindungen, ca.10 % sogar tglich.
In der Schwangerschaft ist das Sodbrennen sogar
das Symptom, ber das von Seiten des Magen- Darm-
Traktes am hufigsten geklagt wird. ber die Hlfte
der Schwangeren in den westlichen Industrielndern
leidet an Sodbrennen. Selten beginnen die Beschwer-
den in der Frhschwangerschaft, hufiger setzen sie
zu Beginn des zweiten oder erst im letzten Schwan-
gerschaftsdrittel ein, um relativ oft bis zur Entbindung
an Hufigkeit und Schwere zuzunehmen. Ein Viertel
der Schwangeren hat tglich Sodbrennen von unter-
schiedlicher Intensitt. Die Symptome treten am hu-
figsten im Liegen, beim Bcken, Pressen und nach
reichlicher Nahrungsaufnahme auf und knnen durch
psychischen Stress, S§igkeiten, Rauchen, Kaffee- oder
Alkoholgenuss verstrkt werden. Unbehandelt knnen
sie Minuten bis Stunden dauern und sich hufig bei
Tab.1: Hufigkeit des Sodbrennens in der Schwangerschaft
Auch hier ist das Sodbrennen das Ergebnis einer kom-
plexen Schwchung des Schlie§muskels und zustzlich
einer gestrten Funktion von Speiserhre und Magen.
Verantwortlich fr diese ãFehlregulierungÒ sind im
Wesentlichen die in der Schwangerschaft ansteigen-
Im Rahmen eines zu hufigen Refluxes kann sich eine
Entzndung der Speiserhrenschleimhaut entwickeln,
selten mit kleinen Schleimhautdefekten einhergehend
(erosive und ulzerse sophagitis).
Die Beschwerden erfahren hierdurch jedoch keine
nderung. Als Komplikation kann es besonders zum
Schwangerschaftsende hin zu in der Regel leichten
Blutungen aus derartigen kleinen Geschwren kom-
men, die zur Ausbildung einer Schwangerschaftsan-
Die Diagnose der Refluxkrankheit lsst sich auch in
der Schwangerschaft aufgrund des typischen Be-
schwerdebildes relativ gut stellen. Eine Sicherung der
Diagnose durch die Endoskopie ist zunchst nicht
erforderlich. Vielmehr muss eine Schwangere, die ber
Sodbrennen klagt, unverzglich adquat behandelt
werden. Ein Abweichen von diesem pragmatischen
Vorgehen ist nur angezeigt, wenn nach 2- 3-tgiger
Behandlung der Therapieeffekt ungengend bleibt
oder wenn Komplikationen wie blutiges Erbrechen,
Blutstuhl oder Schluckbeschwerden auftreten oder
Beim Auftreten von Refluxbeschwerden, falls sie nicht
nur gelegentlich oder in milder Form auftreten, sollte
eine konsequente konservative Therapie einsetzen.
Zu den allgemeinen Ma§nahmen gehrt das Schlafen
mit erhhtem Oberkrper, das Tragen weiter, nicht
beengender Kleider, das Vermeiden des Bckens sowie
Ditetisch ist eine eiwei§reiche fettarme Nahrung zu
bevorzugen, die in 5- 6 kleinen Portionen ber den
Tag verteilt gegessen wird und wobei die letzte Mahl-
zeit sptestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen
eingenommen werden darf. Weiterhin sind alle Fakto-
ren zu vermeiden, die das Verschlussventil weiter
schwchen oder hufiger Sodbrennen auslsen.
1. Eiwei§reiche, fettarme Speisen (in 5-6 Portionen)
2. Vermeiden: gro§e Mahlzeiten, Verstopfung
3. Vermeiden: scharfe Gewrze, rststoffreicher Kaffee, Zitrus-
getrnke, Tomatensaft, Karminativa (Pfefferminztee), Alkohol,
S§igkeiten (Schokolade), Kohlensurehaltige Getrnke, Nikotin
In der medikamentsen Therapie werden heute
au§erhalb der Schwangerschaft in der Regel Protonen-
pumpenhemmer eingesetzt, die ber eine Hemmung
der Magensureproduktion am effektivsten die Symp-
tome beherrschen und eventuelle Schleimhautdefekte
zur Abheilung bringen. Man beginnt mit der Standard-
dosis, um diese dann bei unzureichender Wirkung zu
erhhen oder aber Ð das ist die Regel Ð in der Lang-
zeittherapie auf die individuelle Erhaltungsdosis zu
reduzieren (Step-down-Therapie). In der Schwanger-
schaft sollte man allerdings derzeit dieses Vorgehen
noch vermeiden. Dieses gilt fr die seit 1990 einge-
setzten Protonenpumpenhemmer, aber auch fr die
seit 1970 verabreichten H2- Rezeptor-Antagonisten,
die ebenfalls die Suresekretion hemmen. Diese Sub-
stanzen passieren die Plazenta und sind auch in Spuren
in der Muttermilch nachweisbar. Da grundstzlich jede
Substanz Missbildungen hervorrufen kann, sollten in
der Schwangerschaft die Prparate bevorzugt werden,
die am lngsten eingefhrt sind und bei denen deshalb
am ehesten Nebenwirkungen gesehen worden wren.
Da also nur begrenzte Erfahrungen mit diesen Medi-
kamenten vorliegen, empfiehlt es sich, zuerst auf die
praktisch risikofreie Therapie mit Antazida zurckzu-
greifen. Alternativ knnen auch Filmbildner (Gaviscon),
Sucralfat und motilittswirksame Substanzen, letztere
besonders bei begleitender belkeit und im ersten
Schwangerschaftsdrittel nur unter strengen Gesichts-
Immer zustzlich zu den allgemeinen und ditetischen
Ma§nahmen sind Antazida in normalen Dosen jeweils
eine Stunde nach jeder Mahlzeit sowie bei Auftreten
von Beschwerden zu geben. Da Antazida nur die
bereits gebildete Magensure neutralisieren, ist der
Effekt nicht so selten unbefriedigend und man ist
veranlasst, jetzt den Weg des Step-up-Prinzips zu ge-
hen und H2- Blocker (z. B. Cimetidin, Ranitidin) oder Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol) einzu-
setzen. Es sei hier angemerkt, dass bei diesen beiden
potenten Substanzgruppen embryotoxische oder te-
ratogene Wirkungen in der Schwangerschaft bisher
Mit diesen konservativen Ma§nahmen lsst sich die
Refluxkrankheit in der Schwangerschaft in fast allen
Fllen gut beherrschen, eine endoskopische oder ope-
rative Intervention, z. B. bei schweren Blutungen, ist
die Ausnahme. Die kindliche Prognose ist durch diese
Erkrankung nicht beeintrchtigt, die Refluxbeschwer-
den verschwinden spontan nach der Entbindung. Auch
ist die Langzeitprognose der Refluxkrankheit, die
whrend der Schwangerschaft auftritt, als gnstig
2. belkeit und Erbrechen
belkeit (Nausea), Erbrechen (Emesis) und Appetitst-
rungen sind hufige Symptome in der Frhschwanger-
schaft, die als ãschwangerschaftstypischeÒ Beschwer-
den angesehen werden. Die Hufigkeit des Auftretens
von belkeit (50- 90 %) und Erbrechen (25- 50 %) wird
beeinflusst vom Alter (geringeres Risiko mit zuneh-
mendem Alter), bergewicht, Essstrungen, Allergien,
Zwillingsschwangerschaften und weiteren Faktoren.
Diese Symptome beginnen gewhnlich in der 6. Wo-
che, zwischen der 10. und 16. Woche sind sie am strks-
ten ausgeprgt und hren meistens vor der 20.
Derartige Beschwerden, die bevorzugt morgens auf-
treten (seltener ist eine kontinuierliche oder abendliche
Symptomatik) und in der Regel leicht sind, bedrfen
keiner speziellen Therapie. Eine Ernhrungsberatung
und die Gabe von Vitamin B6 knnen hilfreich sein.
Das Erbrechen ist keine eigenstndige Erkrankung,
sondern ein unspezifisches Symptom, das sich mit
einer Vielzahl von Erkrankungen aus nahezu smtlichen
Fchern der Medizin in Verbindung bringen lsst. So
sind z. B. auch belkeit und Erbrechen hufige Begleit-
symptome der Refluxkrankheit. Bei ungewhnlicher
oder sich verschlimmernder Symptomatik, insbe-
sondere nach der 12. Schwangerschaftswoche, mssen
also auch andere Erkrankungen, die von der Schwan-
gerschaft abhngig oder unabhngig sein knnen, in
die diagnostischen berlegungen einbezogen werden.
Selten ist heute das Krankheitsbild der Hyperemesis gravidarum (berm§iges Schwangerschaftserbre-
chen) geworden, das sich nur noch bei 0,1-2 % der
Schwangeren entwickelt. Die Grnde hierfr sind noch
unklar und auch fr die Ursachen des Krankheitsbildes
gibt es bisher keine befriedigende Erklrung. Die Hy-
peremesis ist gekennzeichnet durch andauerndes,
nicht stillbares Erbrechen sowie belkeit whrend des
gesamten Tages und der Nacht, unabhngig von der
Nahrungsaufnahme. Es kann sich ein klinisches Bild
entwickeln, das durch Gewichtsabnahme, Strungen
des Wasser-, Elektrolyt- und Sure-Basen-Haushalts
sowie ein ausgeprgtes Krankheitsgefhl gekennzeich-
net ist. Im Gegensatz zur Emesis ist die Hyperemesis
gravidarum krankhaft und bedarf der fachrztlichen
3. Obstipation
Ebenso wie das Erbrechen ist auch die Verstopfung
(Obstipation) keine Krankheit an sich, sondern ein
Leitsymptom zahlreicher in- und au§erhalb des Darm-
trakts gelegener Krankheiten. Funktionelle Ursachen
sind hufiger als organische, die auszuschlie§en sind
und behandelt werden mssen. Es kann eine verz-
gerte Passage im Dickdarm oder eine Entleerungsst-
rung des Enddarms vorliegen. Bei der Darmtrgheit
stehen Beschwerden wie zu harter und zu seltener
Stuhlgang, bei der Entleerungsstrung die Notwen-
digkeit starken Pressens und das Gefhl der unvollstn-
digen Darmentleerung im Vordergrund. Die Obstipa-
tion ist eine der hufigsten Funktionsstrungen des
Verdauungskanals. Etwa 2 % der Bevlkerung klagen
darber, im Alter sind es bis zu 20 %. Definiert ist eine derartige chronische Obstipation
durch: weniger als 2 Sthle pro Woche, harter Stuhl,
starkes Pressen beim Stuhlgang, Gefhl der unvollstn-
Ebenso wie Sodbrennen und belkeit und Erbrechen
ist auch die Obstipation eine relativ hufige Begleit-
erscheinung (etwa 10- 15 %) der Schwangerschaft.
Sie gilt als geradezu typisch fr die Schwangerschaft,
die zudem mit Fortschreiten der Schwangerschaft
zunehme und eine vorbestehende Verstopfung ver-
strke. Mehrere Grnde werden fr das Entstehen der
schwangerschaftsbedingten Obstipation diskutiert,
im wesentlichen sind auch hier die ansteigenden Kon-
zentrationen der Geschlechtshormone fr den verz-
gerten Transport des Darminhalts verantwortlich.
4. Ansammlung von Flssigkeit im Gewebe ( deme)
5. mechanische Effekte auf den Darm (wachsende Gebrmutter)
6. Schwche der Bauchmuskulatur und des Beckenbodens
7. Einnahme von Eisenprparaten wie von kalzium-
Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, dass nicht
jede Obstipation als physiologische Begleiterscheinung
der Schwangerschaft angesehen werden darf. Gerade
auch in der Schwangerschaft mssen bei einer pltzlich
aufgetretenen Obstipation oder einer deutlichen n-
derung des Beschwerdebildes bei chronischer Obsti-
pation organische Ursachen (z. B. Tumoren) ausge-
Therapeutisch sollte bei der funktionellen Form der
Verstopfung in der Schwangerschaft versucht werden,
mit den einfachsten Mitteln auszukommen. Dazu ge-
hren Vernderungen der Lebensweise und der Nah-
rung (schlackenreiche Kost). Zu empfehlen sind gut-
bekmmliche Vollkorn-Getreidearten, frische und
getrocknete Frchte, rohe und gekochte Gemse und
Salate, untersttzt durch eine reichliche Flssigkeits-
zufuhr von 1,5-2 Liter. Bei Bedarf knnen Ballaststoff-
konzentrate wie Fll- und Quellstoffe (z. B. Leinsamen,
Weizenkleie, indischer Flohsamen) in einer Dosis bis
zu 15 g pro Tag hinzugefgt werden.
Bei ungengender Wirkung dieser milden ãAbfhr-
mittelÒ sind osmotisch wirksame Laxantien (wie Lak-
tulose), aber auch die Gabe von Antrachinon-Derivaten
(Sennoside) oder von Diphenylmethan-Derivaten
(Bisacodyl, Natriumpicosulfat) angezeigt. Schdigende
Effekte auf das Kind sind von diesen Substanzen bisher
nicht bekannt geworden. Zur Entleerung des Enddarms
sind CO2-produzierende Zpfchen oder Bisacodyl-
4. Hmorrhoidalleiden
Unter Hmorrhoiden versteht man eine knotenfrmige
Erweiterung des im unteren Teil des Mastdarms gele-
genen blutgefllten Schwellkrpers. Verschiedene
Schweregrade werden unterschieden: Bei Grad 1 be-
stehen innere, u§erlich nicht sichtbare (jedoch mit
dem Endoskop) Knoten, bei Grad 2 treten die Knoten
beim Pressen nach au§en hervor, um sich dann wieder
spontan in den Afterkanal zurckzuziehen, bei Grad 3
sind die Knoten bereits von au§en sichtbar, sie lassen
sich aber noch mit dem Finger in den After zurck-
schieben und bei Grad 4 sind die Hmorrhoiden auf
Etwa die Hlfte der Schwangeren entwickelt mit zu-
nehmender Schwangerschaft Hmorrhoiden, wobei
es sich berwiegend um die Schweregrade 1 und 2
handelt, selten um Grad 3. Bei etwa 65-85 % treten die
Hmorrhoiden erstmals whrend der Schwangerschaft
auf, bei vorbestehenden Hmorrhoiden kommt es fast
immer zur Verschlechterung im Verlauf der Schwan-
Als Ursachen dieser hufigeren Ausbildung von H-
morrhoiden in der Schwangerschaft werden eine hor-
monell gesteigerte Durchblutung und ein gestrter
Blutabfluss durch die vergr§erte Gebrmutter sowie
das verstrkte Pressen bei Vorliegen einer Obstipation
Das fhrende Symptom des Hmorrhoidalleidens ist
die hellrote Blutung. Weitere Symptome wie Juckreiz,
Schmerzen, Brennen und Stechen in der Analregion
weisen auf eine fortgeschrittene Erkrankung hin.
Auch wenn die Hmorrhoidalblutung die hufigste
Ursache einer peranalen Blutung ist, muss man auch
in der Schwangerschaft an andere Blutungsquellen
denken wie chronisch entzndliche Darmerkrankun-
gen oder Tumoren. Nicht zu verwechseln mit dem
Hmorrhoidalleiden sind die akut, vor allem im Wo-
chenbett, auftretenden schmerzhaften Thrombosen
in den unter der Haut (subkutan) gelegenen Venen
des Analrandes (perianale Thrombose), die bei Bedarf
durch Stichinzision entfernt werden knnen, und die
Anallppchen (Marisken), die in der Schwangerschaft
und im Wochenbett entzndlich anschwellen knnen.
Die Therapie des unkomplizierten Hmorrhoidalleidens
ist zunchst konservativ. Sie besteht in der Durch-
fhrung von allgemeinen Ma§nahmen (ballaststoff-
reiche Kost, ausreichend Flssigkeit, krperliche Bewe-
gung) sowie einer lokalen Behandlung mit ent-
zndungshemmenden und schmerzlindernden Salben
und Zpfchen. In der Regel lsst sich hiermit die Symp-
tomatik gut beherrschen. Da selbst ausgeprgte Ver-
nderungen nach dem Wochenbett oft eine ber-
raschend gute Rckbildungstendenz aufweisen, sollte
man mit operativen Verfahren in der Schwangerschaft
zurckhaltend sein. Nur bei schweren Blutungen oder
massivem Vortreten des Enddarms (Prolaps) ist eine
chirurgische Korrektur erforderlich. 5. Chronisch entzndliche Darmerkrankungen (CED)
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden wegen
vieler Gemeinsamkeiten unter dem Oberbegriff chro-
nisch entzndliche Darmerkrankungen zusammenge-
fasst. Die entzndliche Darmschleimhaut findet sich
beim M. Crohn vom Mund bis zum After, bevorzugt
jedoch im unteren Dnndarm, bei der Colitis ulcerosa
im Dickdarm. Der Verlauf ist chronisch, akute Schbe
wechseln mit beschwerdearmen Intervallen ab. Als
Ursache dieser Krankheiten werden verschiedene,
noch nicht vollstndig geklrte Faktoren (erbliche
Veranlagung, Umwelteinflsse, immunologische St-
Von beiden CED ist berwiegend das Jugend- und
frhe Erwachsenenalter betroffen. Somit ergibt sich
hufig die Mglichkeit einer wechselseitigen Beein-
flussung von CED mit Fruchtbarkeit (Fertilitt) und Schwangerschaft.
Die Fertilitt von Frauen mit CED ist in der Regel nicht
beeintrchtigt, vor allem bei geringer Krankheitsakti-
vitt und fehlenden Komplikationen. In Phasen mit
erhhter entzndlicher Aktivitt, nach gr§eren ope-
rativen Eingriffen oder ausgeprgten Gewichtsverlus-
ten kann jedoch Ð aus biologischer Sicht durchaus
sinnvoll Ð die Fruchtbarkeit vorbergehend oder dau-
erhaft herabgesetzt sein, was sich z. B. im Ausbleiben
der Regelblutung u§ern kann. Wahrscheinlich ist die
Fertilitt bei Patientinnen mit Colitis ulcerosa, bei
denen eine komplette Entfernung des Dickdarms (Kol-
ektomie) und Anlage eines Dnndarmreservoirs (ile-
oanale Pouchanlage) vorgenommen wurde, hufiger
langfristig vermindert. Wenn sich eine Schwanger-
schaft planen lsst, sollte diese wenn mglich in Ru-
hephasen der CED erfolgen, um optimale Bedingungen
fr die Empfngnis und den Verlauf der Schwanger-
Basierend auf gro§en Sammelstatistiken kann man
heute davon ausgehen, dass der Verlauf der CED
weitgehend unabhngig von der Schwangerschaft ist
und dass das Risiko einer nderung der Krankheitsak-
tivitt vergleichbar ist mit dem nicht schwangerer
Patientinnen. Akute Schbe sind somit im Wesentli-
chen Ausdruck des natrlichen Krankheitsverlaufs.
Bei aktiver CED kann es sogar als Folge der hormonel-
len Vernderungen und weiterer Faktoren in der
Schwangerschaft zu einer Besserung der Symptomatik
Des Weiteren ist der Schwangerschaftsverlauf bei
den CED in ber 80 % unkompliziert, gleichfalls den
Erfahrungen bei gesunden Schwangeren entspre-
chend, und ebenso ist die Zahl der Fehlgeburten, der
Fehlbildungen und der Totgeburten insbesondere in
Ruhephasen bei den CED nicht erhht. Je hher
allerdings die Krankheitsaktivitt, desto gr§er wird
die Wahrscheinlichkeit von Frh- und Mangelgebur-
ten, aber auch von Fehl- und Totgeburten.
Letztendlich bestimmen Art, Ausdehnung und Schwe-
re der zugrunde liegenden CED, die Aktivitt zum
Zeitpunkt der Empfngnis, aber auch psychologische
Faktoren den Verlauf whrend der Schwangerschaft.
Charakteristisch fr die CED ist, dass sich Ruhephasen
mit Phasen erhhter entzndlicher Aktivitt abwech-
seln. Ziel jeder Therapie muss es daher sein, mglichst
lange Ruhephasen zu erzielen. Auch die Schwanger-
schaft sollte in Remissionsphasen geplant werden.
Besteht zum Zeitpunkt der Empfngnis oder in der
Frhphase der Schwangerschaft eine stabile Remission,
kann versucht werden, auf Medikamente zur Rezidiv-
prophylaxe zu verzichten. Bei akuten Schben ist
jedoch auch whrend der Schwangerschaft die medi-
kamentse Therapie angezeigt. Grundstzlich gilt, dass
Schwangerschaftsverlauf und Kind durch eine hohe
Krankheitsaktivitt mehr gefhrdet werden als durch
die medikamentse Therapie. Aminosalizylate (5-ASA) und Kortikosteroide als Standardsubstanzen
hemmen unspezifisch die entzndlichen Prozesse in
der Darmschleimhaut. Der Einsatz von Medikamenten
mit spezifischeren Angriffspunkten (Immunmodula- toren) ist in besonderen klinischen Situationen zu
Bei den zur Verfgung stehenden vielfltigen Thera-
piemglichkeiten werden auch bei den CED Step-up-
und Step-down-Prinzip als stufenweise eskalierende
oder als mglichst frhe aggressive Therapieanstze
diskutiert. Wie bei der Refluxkrankheit der Speiserhre
ist derzeit auch hier der Step-up-Therapie der Vorzug
zu geben. Denn Aminosalizylate und Kortikosteroide
sind in der berwiegenden Zahl der Flle in blicher
Dosierung wirksam und gelten als sichere Standard-
substanzen, die gegebenenfalls von der Empfngnis
bis zum Wochenbett gegeben werden knnen. Aza-
thioprin und 6-Mercaptopurin werden als relativ sicher
angesehen, sie sollten deshalb bei chronisch aktivem
Verlauf nicht abgesetzt werden. Auch wenn andere
Immunmodulatoren wie z. B. Ciclosporin und Infliximab
in zahlreichen Fallberichten als wahrscheinlich sicher
beschrieben wurden, ist ihr Einsatz bei der insgesamt
doch noch limitierten Datenlage in jedem Einzelfall
zu prfen und einer kritischen Analyse des Nutzen-
Das therapeutische Vorgehen muss sich also einerseits
nach der Lokalisation und vor allem nach der Aktivitt
der Erkrankung, andererseits nach dem Krankheitsver-
lauf richten. Gerade bei so variablen und komplexen
Krankheitsbildern wie dem M. Crohn und der Colitis
ulcerosa ist die engmaschige Betreuung whrend der
Schwangerschaft durch den Gynkologen und den
Gastroenterologen absolut erforderlich, damit alle
Aspekte des Zusammentreffens von Schwangerschaft
6. Akute Pankreatitis
Eine Strung der Funktion der Bauchspeicheldrse,
dem wichtigsten Lieferanten von Verdauungsenzy-
men, hat Konsequenzen fr die Aufbereitung und
Verdauung der aufgenommenen Nahrung. Von den
verschiedenen Erkrankungen der Bauchspeicheldrse
(Pankreas) kommt der Entzndung des Organs (akute
Pankreatitis), eine durch verschiedene Ursachen her-
vorgerufene Zerstrung von Gewebsstrukturen als
Folge selbstverdauender Prozesse, als der hufigsten
Form auch in der Schwangerschaft klinisch die gr§te
Die akute Pankreatitis whrend der Schwanger- schaft ist nicht hufiger als bei nichtschwangeren
Frauen und kann in jedem Lebensalter auftreten. Mehr-
gebrende erkranken deutlich hufiger als Erstge-
brende, vorzugsweise im letzten Schwangerschafts-
drittel und im Wochenbett. Auslsender Faktor ist
meistens ein Gallensteinleiden, toxische Ursachen wie
Alkohol und Medikamente und weitere Grnde sind
dagegen selten. Zur Symptomatik gehren fast immer
Bauchschmerzen, grtelfrmig in den Rcken ausstrah-
lend, belkeit, Blhsucht und Bauchdeckenspannung.
Das klinische Bild erfhrt durch die Schwangerschaft
keine nderung und wird vom Ausma§ der Organ-
schdigung bestimmt. In bis zu 85 % der Flle ist die
Pankreatitis leicht, selten sind schwere Verlaufsformen
mit teilweiser oder totaler Zerstrung des Organs.
Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren
wie die Sonographie mssen die Diagnose besttigen.
Da Verlauf und Prognose der akuten Pankreatitis bei
Beginn der Erkrankung generell nicht vorhersehbar
sind, empfiehlt sich die Krankenhauseinweisung der
Schwangeren. Die Therapieprinzipien sind die glei-
chen wie au§erhalb der Schwangerschaft. Die Therapie
bei blandem Verlauf beruht neben Nahrungsverzicht
und adquater Schmerzbehandlung vorrangig auf der
Bilanzierung des Wasser- und Elektrolythaushalts.
Abhngig von der Symptomatik sollte der orale Kost-
Verfasser:
Titelbild: iStockphoto.com/sampsyseeds
Deutsche Gesellschaft zur Bekmpfung der Krankheiten von Magen, Darm
und Leber sowie von Strungen des Stowechsels und der Ernhrung e.V.
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Variation of agronomic traits of potato somaclones produced by meristem culture Viive Rosenberg*, Marje Särekanno, Katrin Kotkas, Virge Vasar, Ann Ojarand Estonian Research Institute of Agriculture, Plant Biotechnological Research Centre EVIKA. Saku, Teaduse 6A, Harjumaa, 75501, Estonia Abstract Following a thermotherapy virus eradication procedure potato plantlets were multiplied as